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Sollen Prämienverbilligungen für Teilzeitbeschäftigte abgeschafft werden?

Veröffentlicht am 13.07.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Mehr als 35 Prozent der Arbeitnehmer in der Schweiz arbeiten Teilzeit. Auffallend ist vor allem der
Anstieg der Quote bei den Männern: Mittlerweile sind 16 Prozent in Teilzeit beschäftigt. Insgesamt
ist die Zahl seit zehn Jahren konstant. Und da es für ein geringeres Einkommen Vergünstigungen in
der Sozialversicherung gibt, führt der hohe Beschäftigungsanteil zu Diskussionen.
Individuelle Gründe für die Annahme einer Teilzeitbeschäftigung

Eine Teilzeitbeschäftigung geht in der Regel mit einem niedrigen Lohn oder Gehalt einher. Die Anzahl der Stunden reduziert sich, somit auch das Entgelt. Dies nehmen Teilzeitbeschäftigte aus verschiedenen Gründen in Kauf. Ganz oben stehen der Wunsch nach mehr Zeit für die Familie oder für die Betreuung von Angehörigen im höheren Lebensalter.

Aber auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance wird von immer mehr Arbeitnehmern gewünscht. Es geht nicht mehr darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Auch die grosse Karriere ist nicht mehr allen Menschen in gleichem Masse wichtig. Die Gestaltung der Freizeit und Zeit für die schönen Dinge im Leben hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

Die Vorteile einer Teilzeitbeschäftigung im sozialen System

Eine Teilzeitbeschäftigung bringt einige Vorteile in Bezug auf die Abzüge für die Krankenversicherung, die Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung. Je weniger Einkommen erwirtschaftet wird, desto geringer sind die Beiträge für die Sozialversicherungen. Dies ist eine logische Konsequenz, denn sie berechnen sich nach dem Einkommen.

Mit einem geringeren Verdienst sind in der Schweiz weitere Vergünstigungen verbunden: Diese betreffen die Prämienverbilligungen fürdie Krankenversicherung und den Bezug von sozialem Wohnraum. Mit einem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung fallen Arbeitnehmer, die grundsätzlich sehr gut verdienen, in diese Vergünstigungen. Dies sorgt für Kritik und für Diskussionen. Mittlerweile hat sich die Politik in die Debatte eingemischt.

Vergünstigungen für Teilzeitkräfte abschaffen?

In der Debatte geht es darum, die Vergünstigungen in der Krankenversicherung, aber auch im Bereich des sozialen Wohnungsbaus für Teilzeitkräfte abzuschaffen. Es steht die Behauptung im Raum, dass Teilzeitkräfte sich bewusst für die Reduzierung der Arbeitszeit entscheiden, um mit dem Verdienst in den förderfähigen Bereich zu kommen. Befragungen ergeben, dass dies nicht die Gründe sind, aus denen die Beschäftigten in Teilzeit arbeiten.

Neben der besseren Work-Life-Balance sind es vor allem die modernen Familienstrukturen, die nicht nur Frauen, sondern auch Männer in die Teilzeitarbeit bringen. In der Politik wird hinterfragt, ob die Vorteile für Teilzeitbeschäftigte abgeschafft werden sollten, die keine Familie haben. Konkrete Vorschläge oder Antworten hat die Politik bislang aber noch nicht geliefert.

Vorverurteilung ist keine Lösung

Die Vorverurteilung durch einige Kritiker, dass Teilzeitbeschäftigte sich wegen der Prämienverbilligung in der Sozialversicherung oder aufgrund des Bezugs von günstigen Wohnungen für die Reduzierung der Arbeitszeit entscheiden, ist ein strittiger Diskussionspunkt. Den meisten Teilzeitbeschäftigten geht es darum, die alltäglichen Aufgaben stressfreier und mit einer höheren Qualität erledigen zu können. Die Abschaffung der Vorteile in der Sozialversicherung könnte zu Ungerechtigkeiten und damit zu weiterem Unmut führen.