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Gig Economy - Zukunft der Arbeitswelt?

Veröffentlicht am 06.04.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Die Gig Economy ist entstanden, als die Welt noch unter den Nachwehen der globalen Finanzkrise
2008/2009 litt und Prosperitätstreiber der Glaube an digitale Technologien war. Es war hip, mit Kurzzeitjobs schnell Geld zu verdienen - über digitale Plattformen, die förmlich aus dem Boden schossen und ein Heer von Arbeitskräften rekrutierten. Die Vermittlung funktionierte über die sich rasch verbreitenden Smartphones. Doch wird der Hype um die Gig Economy anhalten und die Zukunft der Arbeitswelt bestimmen?
Gig Economy - ein Ausflug in die Realität

"Gig" ist ein Begriff aus der Musikbranche. Musiker bezeichnen damit einen einzelnen Auftrag, den sie als Freiberufler nur für einen Auftraggeber ausführen. Längst sind Gigs nicht mehr nur auf die Musikbranche begrenzt, sondern haben Eingang in die Wirtschaft gefunden. Solche Einzelaufträge finden sich im Facility Management, bei Handwerksjobs, im kreativen Bereich, zum Beispiel Texten, Programmieren, Übersetzungen und Webdesign, aber auch in der Personenbeförderung wie Taxifahren.

Einfach und schnell funktioniert die Vergabe von Kurzzeitjobs über Online-Agenturen, die Aufträge zwischen Kunden und Freiberuflern vermitteln. Beispiele sind Uber für private Taxifahrten, MyHammer für handwerkliche Tätigkeiten sowie Upwork und Twago für die Auftragsvermittlung im kreativen Bereich. Für Freiberufler bedeutet das, dass sie nicht mehr um Aufträge kämpfen müssen und dass die Bezahlung über Agenturen abgewickelt wird. Das geht zu Lasten des Preises, denn oftmals liegt der sogar unter dem Mindestlohn.

Es hängt von der Organisation und der Leistung des Freiberuflers ab, ob er von diesen Kurzzeitjobs
leben kann oder nicht. Die Preise bilden sich frei am Markt und hängen von Angebot und Nachfrage ab. Tatsächlich zeichnet sich die Gig Economy durch Dumping-Gagen aus. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise in Deutschland das Uber-Taxi verboten ist, das aufgrund von Dumping-Preisen dem traditionellen Taxigewerbe das Wasser abgegraben hätte.

Anders sieht es in Grossbritannien aus. Bereits seit Ende 2016 sind Uber-Fahrer mit wichtigen Rechten ausgestattet worden. Per Gerichtsentscheid haben sie den Status von Angestellten erhalten und damit Anspruch auf den Mindestlohn.

Die Gig Economy - hip oder out?

Da stellt sich die spannende Frage, ob die Gig Economy Teil unserer zukünftigen Arbeitswelt bleibt.
Auf diese Frage kann Niels van Doorn von der Universität Amsterdam eine Antwort geben, der sich als einer der ersten mit der Gig Economy und den Kurzzeiteinsätzen über digitale Plattformen befasste. Dass die Gig Economy einen regelrechten Hype erfahren hat, geht nicht nur auf die fortschreitende Digitalisierung und die Kommunikation via Smartphone zurück, sondern auch auf Investoren, die durch massive Investitionen die Branche befeuerte, so van Doorn.

Doch mittlerweile begehren die "Arbeitssklaven" gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auf. Der Ruf nach mehr Transparenz, höheren Löhnen und dem Arbeitnehmerstatus werden lauter. Das hat die Investoren verschreckt, die die finanziellen und auch die Reputationsrisiken als zu gross ansehen. 

Das hat zur Folge, dass die Gig Plattformen eine merkliche Abkühlung erfahren. Nach van Doorn sind die goldenen Jahre der Gig Economy vorbei. Der Markt wird sich konsolidieren, und nur eine Handvoll der grössten Unternehmen wird überleben. Das bedeutet, dass sich die Arbeitsmodelle der Plattform-Firmen zunehmend an andere Branchen angleichen werden, und zwar im Niedriglohnsektor.

Das zeigt sich auch an der Zusammensetzung der Arbeitskräfte. Waren es zu Beginn vorwiegend junge Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, so sind die Plattformarbeitskräfte heute vorwiegend Migranten, so van Doorn. Ihnen ist der Zugang zu besseren Jobs verwehrt, sodass sie gezwungen sind, zu Dumpingpreisen als Gig Worker zu arbeiten.